Von Horst Skoupy
In Neudorf will die E.DIS Netz GmbH eine Freileitung zur Stromversorgung durch ein Erdkabel ersetzen. Das geht aber nur, wenn Freund Adebar sich im Storchennest des Ortes nicht niederlasst. Noch sieht es ganz gut aus für die Tiefbauer. Doch das kann sich jederzeit ändern.
NEUDORF. Das Storchennest in Neudorf ist noch leer und verwaist. Das hat sich am Dienstagvormittag bei einem Vor-Ort-Termin gezeigt. Zu dem hatten sich Tarik Rokowski von der E.DIS Netz GmbH, Torsten Heidenescher von der Templiner Niederlassung der Firma Komesker Anlagenbau, Ulf Schneegans, ökologischer Baubegleiter, sowie Norbert Bukowski als Storchenbeauftragter des NABU-Ortsverbandes Templin zusammengefunden.
Hintergrund für das Treffen sind geplante Baumaßnahmen, die in dem Gerswalder Gemeindeteil anstehen. „Die E.DIS Netz GmbH wird eine Mittelspannungsfreileitung durch ein bodenverlegtes Mittelspannungskabel ersetzen", informierte Tarik Rokowski, der in dem Unternehmen als Sachbearbeiter Netzbau tätig ist. Rund sieben Kilometer Kabel sollen dazu zwischen Friedenfelde und Krohnhorst im Boden verlegt werden. Die notwendigen Arbeiten verrichtet im Auftrag des Energieversorgers die Firma Komesker. Sobald die neue Leitung liegt, kann die Freileitung abgeschaltet und abgebaut werden.
Was sich zunächst einfach anhört, ist aber abhängig davon, ob sich Freund Adebar an seinem an-gestammten Platz unmittelbar neben Haus Neudorf niederlasst oder nicht. Wie in vielen anderen Orten ist der Storchenhorst auf einen Stromleitungsmast montiert. Die Freileitung soll verschwinden, der Mast mit dem Nest soll allerdings stehen bleiben. „Während der Brutzeit der Störche darf in der unmittelbaren Umgebung des Storchenhorstes nicht gebaut werden. Diese Einschränkung gehört zu den Auflagen des Landkreises Uckermark für das Bauvorhaben", informierte Norbert Bukowski.
Nach derzeitigen Stand kannte die Baufirma sofort loslegen, denn noch hat sich kein Storchenpaar in Neudorf niedergelassen. Das Nest ist leer. Die Firma Komesker war am Dienstag extra mit einer Hubbühne in den Ort gekommen. Maschinenführer Klaus Liesener konnte sich in luftiger Höhe davon überzeugen, dass es tatsächlich keine Storch-Aktivitäten gibt. Doch das kann sich jederzeit ändern. „Der Horst in Neudorf war in der Vergangenheit regelmäßig besetzt", weiß Norbert Bukowski.
Dementsprechend flexibel müssen Energieversorger und Baufirma auf die jeweilige Situation reagieren. Sollten die schwarzweiß gefiederten Rotschnäbel während der Bauarbeiten in Neudorf eintreffen, müssen die Arbeiten unterbrochen werden. „Das ist aber kein Problem", versicherte Tarik Rokowski. Der Energieversorger sei auf diesen Fall eingerichtet und könne auf einen anderen Abschnitt ausweichen. Zu tun gibt es genug, denn neben der Verlegung des Mittelspannungskabels zwischen Friedenfelde und Krohnhorst müssen unter anderem vier moderne Trafostationen neu gebaut und teilweise Haus-anschlüsse erneuert werden.
Im Übrigen werden im Zuge der Arbeiten für das neue Erdkabel dort, wo es passt, auch die Vorbereitungen für die Verlegung von Glasfaserkabeln für das schnelle Internet getroffen, informierte Tarik Rokowski. Das habe den Vorteil, dass nur einmal Erdarbeiten notwendig sind. Das Glasfaserkabel kann dann unkompliziert in die vorbereiteten Rohre eingezogen werden, erklärte er.
Kontakt zum Autor h.skoupy@nordkurier.de
Aus der Templiner Zeitung vom 07.04.2021, Seite 15, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Zuletzt geändert: 07.04.2021